Donnerstag, 18. Oktober 2012

Globale Contentverschmutzung

Widerstand gegen das Schreiben
Globale Contentverschmutzung durch Digitalisierung


Sitzen am Brunnen

Genaugenommen nicht am Brunnen, sondern in der Nähe in dem Schloßpark, der mitten in der Stadtmitte liegt – also da ist dieser Platz mit Rasen, Gängen, Blumenreihen an den Rändern der Gänge und alles ist lustig angelegt, und vor allem sind da zwei Springbrunnen, diametral sich gegenüber, und die Brunnen sind entsprungen wie aus einem Gedicht von Caspar David Friedrich, und die Säulen, bzw. Brunnen liegen einander gegenüber, symmetrisch angeordnet, und in der Mitte liegt, oder vielmehr Frau, die gerade einen Kranz in der Hand hält – und wir vermuten es ist eine Siegesstatue; - also das ist alles so angeordnet und schräg gegenüber ist auf dem Dach von einem Gebäude so eine Art Hirsch, also das, was man im Englischen als 'stag' bezeichnet und zwar aus Gold und die Figur guckt so in eine Richtung, dass es eine Tangente zu der aufgebauten Struktur der Brunnen und der Siegesstatue bildet; wiederum schräg gegenüber dieser Anordnung steht auf einem weiteren Gebäude eine weitere Statue aus Gold auf einem Fuss und die ist in Form einer Hyperbel zu den anderen Gebildemustern ausgerichtet insbesondere, wenn man die Blickrichtungen der Figuren in Betracht zieht, vor allem auch, da diese Figur auf einem Bein steht und quasi wie ein Clown gerade so einen Gegenstand wirft oder geworfen hat und in dieser Bewegung als Figurine eingefroren wurde; es ist keineswegs so, dass diese Anordnung einen überfordern würde, aber sie kommt so unerwartet von allem was man so kennt, weil es sich so sehr der Linearität und dem Raster zu entziehen scheint, nach der alles gleichförmig angelegt wurde aus der Tradition oder sich selbstorganisierend so eingefunden hat; - natürlich gibt es eine Hierarchie in dieser Anordnung, eine träumerische, spielerische Hierarchie und doch muss sie irgendwie Feudal sein, auch, wenn man sich nicht vorstellen kann, wie sie das so hinbekommen konnten, wie Planung mit so viel Freiheit einhergehen konnte – so viel Seele, so eine leichte, anspruchsvolle Form, wie konnte das toleriert und gewagt werden; - und das ist noch keineswegs alles, da es weitere Bauelemente gibt, die dieses organische Muster noch weiter in andere Bereiche stricken, und so zum Beispiel auf dem Weg den ich hierhinkam, da war noch eine Art Kirche und diese altertümlichen Gebäude mit den Erkern für die Fräulein und auf dem Platz stand eine Schillerstatue mit geknicktem Kopf und einem Buch in der Hand und einem Finger zwischen den Seiten, aber da stand ich nur einen Augenblick, bevor ich von seiten des goldenen Narren mich auf den Platz zubewegte und dann quer über den Platz einen der Wege verfolgte;- es saßen überall Leute auf den verstreuten Bänken oder auf dem Rasen oder den Stufen der Brunnen, respektive dem Sockel, eine bunte Mischung von Leuten, jüngere, ältere, Leute mit Kindern, mit verschiedenem kulturellen Background, und ich ging erstmal so über den Platz auf einem der nicht zu zentralen Wege, senkrecht, bzw. horizontal zur Achse von Brunnen und Sockel und war am überlegen, ob ich jetzt einen Kaffee bei der Konzernniederlassung oder bei dem kleineren Nischenetablissement holen sollte – zunächst war ich dabei unbewusst in Richtung Nischenbar gegangen, ohne dass mir dabei klar war, dass die Konzernniederlassung auf der anderen Seite der Schloßbaumall lag und auf halben Wege direkt vor der Minibar sah ich den Preis und wollte schon fast wieder zurück aber dann dachte ich mir, was soll's, Kaffee oder Latte, ich teste das jetzt mal und bin dann in die Minibarista gegangen, und siehe da war gar keine lange Schlange von drei Leuten, wie ich zuerst gedacht hatte, sondern die Leute standen nur vor der Preisausschreibung und noch gar nicht an und als sie mich kommen sahen, habe sie mich angeguckt – zwei jüngere Mädchen – und mich quasi durchgewunken, weitergewunken, worauf ich am Kopf der Schlange stand und unmittelbar von dem Barista angegangen wurde, bezüglich als ob, welchen Drink ich denn wohl zu mir nehmen wolle, etc. und es war klar, dass ich einen Latte machikato to go wollte, in normaler Größe, woraufhin er mich fragte, wie es denn sei, von wegen kräftige Bohne oder eher halbseiden; daraufhin sagte ich 'Kräftig' und die Baristas kommunizierten kurz untereinander zwecks Koordinierung ihrer Getränkezubereitungshandlungen, was völlig problemlos vonstatten ging, und eine junge, schlanke Asiatin, bzw. leicht asiatisch anmutende junge Frau, schepperte mir den Rücken zukehrend mit ihrem Handwerksgerät an der blinkenden Cappucinomaschine herum, während sie dabei eindringlich von ihrer Vorarbeiterin einer schlanken, italienisch anmutenden jungen Frau kontrolliert wurde;- ich bezahlte indessen bei dem blonden bebrillten Barista und steckte 20 Cent Trinkgeld in das Trinkgeldschwein, auf dass sich die Mitarbeiter auch mal einen Kaffee kaufen können oder was;- es gab noch einige kleinere Unterbrechungen, unter anderem von der Nachbarin aus dem Juweliergeschäft, die endlich ihren Espresso haben wollte, und ob sie ihn jetzt wohl endlich mal irgendwann machen wollten, und dann vorbeibringen, oder dass sie ihn doch wenn grad nichts ist, selbst eben abholen könnte;- dann bin ich mit dem Latte quer über den Platz gegangen, diesmal von der anderen Seite schräg eine Schleife beschreibend, weil ich eine Bank suchte auf der noch Platz frei war und die meisten Bänke ziemlich voll herumstanden und diejenigen, die gerade frei oder halbfrei wurden, während andere diese erblickten, anpeilten und darauf zuhielten, so dass ich, da ich mich nicht abhetzen wollte, sondern gelassen schlendernd den richtigen Platz finden wollte, bin dann brezelförmig um einen der Springbrunnen herumgekurvt, und nachdem mehrere Bänke frei geworden waren und mir einen Schimmer der Hoffnung versetzt haben, der ich mich aber nicht hingab, da ich aus den Augenwinkeln vernahm, dass der oder die Eine oder Andere oder Pärchen möglicherweise diejenige in Beschlag nehmen wollten, dabei kam ich an einer Bank vorbei auf der zwei dunkelhaarige Männer saßen – es war nicht klar, ob sie zusammengehörten, die unauffällig auf bestimmte unterschiedliche Bereiche des Parkes achteten und leicht schräg guckten, der eine mich fast direkt ansah, während ich mich im Vorbeigehen leicht und für sie hörbar räuspern musste, und selbst einen von ihnen im Vorbeigehen direkt ansah, was ich normalerweise nicht getan hätte, da sie von der Art zu sein schienen, die das nicht besonders mögen oder sogar fast schon als beleidigend empfinden könnten, wenn man sie direkt anschaut, ich ging noch einige Schritte weiter und beschrieb einen weiteren Bogen, weil inzwischen eine weitere Bank, die frei geworden war, wiederum von anderen Leuten – einem Pärchen – besetzt worden war, und ich eigentlich gerne eine schöne Position im Hinblick auf die Gesamtkonstruktion eingenommen hätte, am Liebsten hätte ich neben ein oder zwei Mädchen gesessen, aber so richtig war da kein Platz bei welchen frei, darum fragte ich spontan einen älteren Herrn, der auf einer Bank saß, auf der ich gerade vorbeikam, wie es denn aussieht, und ob da noch Platz ist, und machte dabei leichte Anstalten mich da auch hinzusetzen, was ich, da er mein Anliegen positiv beschied, auch tat; und da saß ich nun endlich auf dem Platz und konnte in Ruhe das für Oktober sanfte Wetter und die lustige und entspannte Szenerie der Leute auf dem Platz sowie die ausgefeilte Anordnung desselben, mit der Frau, die den Kranz darreicht in der Mitte, den Springbrunnen drumherum sowie goldener Hirsch frontal leicht nach rechts versetzt und nach hinten in meinem Rücken leicht nach links versetzt, aber mit Blick und Aktionsrichtung nach rechts vorne zum See hin endlich der goldene Narr;-


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